Warum?

Die Welt ist in Bewegung. Aus den unterschiedlichsten Gründen ziehen Menschen von A nach B. Viele von ihnen gezwungenermaßen, verfolgt von Krieg und Elend, gar von Hunger bedroht, andere auf der Suche nach Arbeit und Wohlstand und wieder andere streben nach Selbstverwirklichung. Allen gemein ist, dass sie irgendwann irgendwo den Entschluss gefasst haben, aufzubrechen.

In den letzten drei Schuljahren kamen diese weltweiten Bewegungen für mich zusammen in einem einzigen Raum: im Klassenzimmer der 10d eines Hamburger Gymnasiums. Hier unterrichtete ich als Klassenlehrer Schüler aus diesen 22 Nationen.

Spanien, Italien, Kroatien, Mazedonien, Albanien, Kosovo, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Polen, Ukraine, Russland, Armenien, Iran, Afghanistan, Ghana, Südkorea, Nicaragua, Kolumbien, Serbien, Kasachstan und Deutschland.

Die Gründe unseres Inhamburgseins sind vielfältig und spiegeln das gesamte Spektrum weltweiter Migration. Ihnen allen fühle ich mich seit unserer ersten Begegnung sehr verbunden, denn sie sind allesamt ausgesprochen sympathisch und außerdem entstand in drei Jahren gemeinsamen Unterrichts mit allen Höhen und Tiefen etwas völlig Einzigartiges, so etwas wie eine Melange aus dem Besten, was all diese unterschiedlichen Welten zu bieten haben. Auf jeden Fall habe ich das so empfunden und ich glaube, die allermeisten der Schüler auch.

Jetzt ist die 10. Klasse um und alle gehen ihrer Wege – meiner wird mich erstmal nicht in die Schule zurückführen, sondern in die Heimatländer meiner Schüler. Nicht in alle, dazu reicht ein Sabbatjahr nicht, aber doch in einige. Ich möchte den Spieß umdrehen und selbst der Ausländer sein, von dem ich so oft hörte.